Sigrid Sassen

Das Konstitutions-Mittel in der klass. Homöopathie

Das Konstitutionsmittel ist das individuelle ähnlichste Mittel für eine Person. Was bedeutet das? Wann wird es gebraucht und wie kann das funktionieren?

Die Homöopathie ist bekannt dafür, dass sie besonders wirksam bei chronischen Krankheiten eingesetzt werden kann. Damit die homöopathische Behandlung bei diesen Krankheiten wirksam sein kann, muss ein Mittel gefunden werden, das nicht nur die spezifischen Krankheits-Symptome abdeckt, sondern auch der Gesamtkonstitution eines Individuums am ähnlichsten ist. Dieses ähnlichste Mittel – das Similimum – entspricht dem Konstitutions-Mittel eines Lebewesens, es wirkt wie der Schlüssel zum Schloss.

Seine Hauptaufgabe ist es, das Immunsystem zu stärken und die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen, um eine Heilung auf tiefster Ebene zu bewirken.

Zur Konstitution gehören allgemeine und charakterliche Merkmale, wie z.B. die Temperatur, also friert oder schwitzt jemand eher, auf welcher Seite treten die Beschwerden auf, ist er durstig oder durstlos, strebsam oder faul, schüchtern, zaghaft oder zornig, welche Ängste oder Vorlieben hat er, gibt es besondere Empfindlichkeiten, seine Schlafgewohnheiten uvm..

Nun gibt es gibt in der Homöopathie derzeit ca. 5000 geprüfte Mittel. Aber es gibt Millionen von Menschen – und jeder Mensch ist einzigartig! Wie kann es dann sein, dass ein homöopathisches Mittel das individuelle Konstitutions-Mittel für eine Person sein kann? Dann hätten doch eigentlich nur ca. 5000 Menschen eine Chance auf homöopathische Heilung. Es gibt auch durchaus Homöopathen die der Meinung sind, die vorhandenen Mittel reichen nicht aus für alle Menschen, damit erklären sie sich mangelnde Heilerfolge.

Es ist tatsächlich so, dass die unterschiedlichsten Menschen ein gemeinsames konstitutionelles Mittel haben können! Ein bestimmtes Mittel kann für Tausende von Menschen das individuell ähnlichste Mittel sein!

Zum einen sind die homöopathischen Mittel, besonders die großen Polychreste, also die Hauptmittel, die es schon am längsten gibt und die besonders ausgiebig geprüft wurden, äußerst facettenreich, und ein bestimmter Mensch enthält niemals alle Merkmale eines Mittels. Es reichen ein paar wesentliche Merkmale, um es zu einem Konstitutionsmittel für jemanden zu machen. Unterschiedliche Menschen können also ganz unterschiedliche Aspekte eines Mittels verkörpern und auf individuelle Weise zum Ausdruck bringen.

Dann ist es so, dass auch die Einzigartigkeit eines Menschen nicht unendlich ist, sondern auf einem bestimmten, festgesetzten, begrenzten, wenn auch äußerst komplexen Bauplan beruht, in unterschiedlichster Anordnung (unsere DNS mit den 64 genetischen Codons, welche den 64 Hexagrammen des I-Ging entsprechen). Also auch in ihrer Einzigartigkeit teilen Menschen an der Basis gemeinsame Parameter.

Demzufolge ergibt sich das individuelle, konstitutionelle Mittel eines Individuums aus der Schnittmenge seiner spezifischen Einzigartigkeit mit spezifischen Merkmalen eines Mittels. Hier ist freilich kein unbegrenzter Rahmen vorhanden, jedoch eine ziemlich große Palette an Möglichkeiten.

So wie man ja auch auf einem Musikinstrument mit einer begrenzten, festgelegten Anzahl an Tasten oder Saiten eine enorme Anzahl unterschiedlichster Melodien zaubern kann.

Es ist die Kunst des Homöopathen in der Vielzahl an Ausdrucksmöglichkeiten das Wesentliche zu erkennen in Mensch und Mittel, die Leitmelodie…..