Das Human Design System und seine Zentren – das Emotionalzentrum
Die 9 Zentren im Human Design System bilden das Grundgerüst der Körpergrafik. Ihre Definition oder Offenheit entscheidet über Typ, Strategie und Autorität und bildet die Grundlage für korrekte Entscheidungen im Leben.
Die einzelnen Zentren werden jeweils in separaten Blogs beschrieben.
3 Bewusstseinszentren: Milzzentrum, Emotional- oder Solarplexuszentrum, Ajnazentrum
4 Motorzentren: Wurzelzentrum, Sakralzentrum, Emotional- oder Solarplexuszentrum, Ego- oder Herzzentrum
1 Manifestationszentrum: Kehlzentrum
2 Druckzentren: Wurzelzentrum, Kopfzentrum
1 Identitätszentrum: G- oder Selbstzentrum
Das Emotional- oder Solarplexuszentrum
Ca. 50% der Menschheit hat ein aktiviertes Emotionalzentrum. Wenn dieses Zentrum in einem Chart definiert ist, ist es immer die höchste Autorität. D.h. für diese Menschen sind Gefühle die Grundlage für korrekte Entscheidungen.
Das definierte Zentrum
In einem definierten Emotionalzentrum laufen die Gefühle permanent in einer festgelegten Welle ab, zwischen Hochs und Tiefs, Hoffnung und Schmerz, Euphorie und Melancholie. Das kann nicht beeinflusst oder abgestellt werden und es gibt auch keine Gründe dafür. Es ist eine chemische Reaktion. In der Hochphase sehen Sie alles durch eine rosarote Brille. Am nächsten Tag, in der Tief-Phase, ist alles was gestern noch toll war plötzlich total negativ. Emotionale Menschen sehen die Welt stets durch die Brille ihrer Emotionen, es gibt keine objektive Klarheit.
Deshalb gibt es keine Wahrheit im Jetzt für emotionale Menschen! Sie dürfen niemals spontan und unter dem Druck ihrer Emotionen Entscheidungen treffen! Sie müssen vor jeder Entscheidung immer erst einige Wellen durchlaufen, d.h. mindestens ein paar Mal darüber schlafen. Bei größeren Entscheidungen kann es auch noch viel länger dauern, bis sich ein Gefühl von Klarheit einstellt. Solange Nervosität vorherrscht, gibt es noch keine Klarheit, es ist noch nicht die Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
Das verlangt von emotionalen Menschen Geduld ab! Da Emotionen eine starke Energie haben – das Emotionalzentrum ist ein Motor-Zentrum – fällt das oft nicht leicht. Emotionen können einen hohen Druck ausüben, der zu impulsiven Handlungen verleitet.
Mit einem definierten Emotionalzentrum haben Sie das Potential, Ihre Umwelt mit Ihren Emotionen zu konditionieren. D.h. Ihr Umfeld nimmt Ihre Emotionen auf, spiegelt und verstärkt sie. Ihr Umfeld kann Ihnen sagen, in welcher Stimmung Sie gerade sind. Was Ihnen selber vielleicht gar nicht so bewusst ist. Im Gegenteil, Sie erleben die anderen als besonders emotional, nicht sich selber. Die anderen spiegeln Ihnen jedoch nur Ihre eigenen Emotionen.
Das Zentrum unserer Leidenschaften
Das Emotionalzentrum ist ein sinnliches Zentrum. Es ist der Antrieb für unsere Leidenschaften, für Essen, Trinken und Sexualität. Für emotionale Menschen ist es gut, wenn sie eine Passion im Leben haben. Sonst kann es passieren, dass Essen/Trinken zu einer Ersatzbefriedigung wird, es können sich z.B. Essstörungen entwickeln oder andere Süchte. Besonders wenn das Milz-Zentrum offen ist, kann hier eine Neigung bestehen, schädliche Gewohnheiten zu entwickeln, die nur schwer wieder abgelegt werden können.
Die Suche nach dem Spirit
Es ist aber auch ein Bewusstseins-Zentrum. Emotionale Menschen haben die Chance, auf verschiedene Weise – je nachdem welche Tore dort aktiviert sind – emotionale Bewusstheit zu erlangen an bestimmten Punkten ihrer emotionalen Welle. Geistige Klarheit und inneres Wissen entstehen durch Gefühle im Lauf der Zeit.
Das offene Zentrum
Wenn das Zentrum offen, also nicht definiert ist, unterliegen Sie keiner permanenten emotionalen Welle. Sie sind eher ein „cooler“, sachlicher Typ. Ein emotional offener Mensch wird immer emotional konditioniert von emotional definierten Menschen.Er kann die Emotionen der anderen wie ein Seismograph wahrnehmen und aufnehmen, diese sogar noch verstärken und zurückspiegeln. Daher können Sie zeitweilig sehr intensive Emotionen erleben und den Eindruck haben und auch nach außen vermitteln, Sie wären ein sehr emotionaler Mensch. Wenn Sie sich jedoch aus einem bestimmten Umfeld zurückziehen werden Sie feststellen, dass diese Emotionen von Ihnen abfallen, weil es nicht Ihre eigenen sind.
Konfliktvermeidung versus Amoklauf
Starke, besonders negative Emotionen der anderen können sehr unangenehm und bedrohlich wirken für jemand, der emotional offen ist. Daher wird er möglichst vermeiden, emotionale Wellen bei anderen auszulösen oder sich diesen auszusetzen. Er geht Konflikten lieber aus dem Weg. Es besteht ein Bedürfnis nach Harmonie. Man verhält sich „nett“, möchte gemocht werden und gut ankommen. Insbesondere wenn das Ego-Zentrum offen ist, wird versucht, durch eine positive Rückmeldung der anderen auch seinen Selbstwert zu stärken.
Für ihn geht es darum, ein adäquates Konfliktverhalten zu erlernen, eine “Streitkultur”. Lernen zu unterscheiden, welche Konflikte wichtig sind ausgetragen zu werden und wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Oder wann es klüger sein kann, Konflikte zu vermeiden. Es ist nicht erforderlich, jeden Kampf zu kämpfen.
Die andere Seite der Medaille kann sein, dass zu lange aufgestaute Konflikte sich irgendwann unverhältnismäßig oder gar außer Kontrolle entladen können, z.B. in Form eines blindwütigen Amoklaufs.
Sehnsucht versus Trauma
Ein sehr konfliktreiches Umfeld oder kein adäquater bzw. authentischer Umgang mit Emotionen von emotional Definierten, z.B. emotionale Doppelbotschaften, können eine sehr belastende Wirkung auf einen emotional Offenen haben und ihn traumatisieren. Für einen emotional Offenen ist es wichtig zu erkennen, welche Emotionen ihm guttun und welche ihm schaden.
Umgekehrt kann eine Sehnsucht danach bestehen, auf der emotionalen Hoch-Welle der anderen mitzureiten. Das kann eine mitreißende emotionale Erfahrung sein, die man versucht sein könnte, festzuhalten und in eine emotionale Abhängigkeit zu geraten.
Ein emotional Offener sollte sich nicht mit fremden Emotionen identifizieren, versuchen diese festzuhalten oder Entscheidungen aufgrund von Emotionen treffen. Emotionen kommen und gehen, er kann das ganze Spektrum an Emotionen erfahren und viel darüber lernen. Er ist nicht dazu geschaffen, permanent starken Emotionen ausgesetzt zu sein und braucht in einem emotional definierten Umfeld einen Rückzugsort, um wieder zu sich selbst zu finden.
Die verschiedenen Wege der emotionalen Bewusstheit
Es gibt verschiedene Wege der emotionalen Bewusstheit. Diese Wege korrelieren mit den 3 Hauptausrichtungen im Human Design, auf welche Weise jemand durch das Leben geht.
Diese sind die individuelle Ausrichtung, die etwas Neues in die Welt bringt und Entwicklung bewirkt. Die kollektive Ausrichtung, bei welcher durch Experimente oder Erfahrungen eine Verbesserung bewirkt werden kann. Und die persönliche Ausrichtung, bei welcher es vorwiegend um die persönlichen Angelegenheiten und Bedürfnisse geht und die des nahen sozialen Umfelds.
Der kollektive Weg
Am Anfang steht die intensive Suche nach neuen Erfahrungen verknüpft mit hohen Erwartungen. Die neue Erfahrung führt zunächst in eine Krise, da sie emotional aus dem Gleichgewicht bringt. Das löst eine intensive Gefühlswelle zwischen Hoffnung und Schmerz aus, zwischen Verheißung und Enttäuschung. Bis im Lauf der Zeit ein Wechsel der Gefühle stattfindet hin zu einem Sättigungsgefühl. Die bewusste Wahrnehmung dieses Wechsels mündet in das Gefühl, dass die Erfahrung beendet ist und es entsteht der Wunsch nach Veränderung.
So beginnt der Kreislauf wieder von vorne, das Rad dreht sich immer weiter. Es kann nicht angehalten werden und führt zu keinem Ziel. Es geht um das Durchlaufen von Erfahrungen um der Erfahrung willen um dadurch zu reifen. Erst wenn die Erfahrungen nachträglich mit anderen geteilt werden, wird der Sinn der Erfahrung klar.
Der individuelle Weg
Es beginnt mit dem Druck zur Provokation auf der Suche nach emotionaler Bewusstheit. Die Provokation treibt in heftige Gemütsschwankungen, wobei das Glas nur halbvoll oder halbleer gesehen werden kann, je nach Stand der emotionalen Welle. Bis sich im Lauf der Zeit die Erkenntnis herausschält, dass Fülle eine Frage der geistigen Haltung ist. Die individuellen Emotionen und geistige Haltung wollen authentisch ausgedrückt werden, mit dem Ziel, andere dadurch zu bestärken. Hierfür sind eine gesellschaftliche Gewandtheit und das richtige Timing erforderlich, damit die Botschaft verstanden und akzeptiert werden kann.
Der persönliche Weg
Hier steht die Interaktion mit einem persönlichen sozialen Umfeld im Vordergrund. Angetrieben durch vielfältige Bedürfnisse geht es darum, durch ein feinfühliges Erspüren eine Auswahl zu treffen, wer oder was wirklich gebraucht wird in einer Gemeinschaft, um deren Bedürfnisse zufriedenzustellen und gut für sie zu sorgen.
Dadurch findet man Akzeptanz und Zugehörigkeit in einer Gemeinschaft. Aber harmonische Beziehungen können nur funktionieren, wenn ein fairer Ausgleich zwischen Geben und Nehmen besteht. Deshalb müssen auch ihre eigenen Bedürfnisse erfüllt werden. Es kann nicht darum gehen, sich für andere aufzuopfern. Andrerseits geht es um die Überwindung des reinen Egoismus und Selbstnutzes hin zu einer spirituellen Haltung der Großzügigkeit, die gibt und dafür umso mehr zurückerhält.
Z.B. ein Geschäftsinhaber, der nicht nur auf den eigenen Profit schaut, sondern auch auf das Wohl der Angestellten. Zufriedene Angestellte, die sich wohl fühlen und wertgeschätzt werden, werden umso höher motiviert sein, sich für den Betrieb einzusetzen. Davon profitiert letztlich auch der Geschäftsinhaber.